Was ist der Unterschied zwischen Mixing und Mastering?


Kopfhörer im Das Michels Mixing und Mastering Studio www.jensmichaelis.com

Früher waren die Abmischung und das Mastering von Musiktiteln ein ganz klar getrennter und eher technischer Prozess: Der Mixing Engineer mischte die Spuren auf z.B. ein Master-Tonband, der Mastering-Engineer, war dafür verantwortlich, dass die gemischten Stücke möglichst hochwertig auf ein Wiedergabemedium, z.B. eine Schallplatte, übertragen werden. Im heutigen digitalen Zeitalter rücken die drei Produktionsschritte Producing, Mixing und Mastering enger zusammen, z.B. in eine DAW auf dem Laptop, und beeinflussen sich stärker denn je gegenseitig. Trotzdem oder gerade deswegen macht es Sinn, sich den Unterschied zwischen Mixing und Mastering nochmal vor Augen zu holen. Das ist ein ziemlich ausführlicher Artikel geworden, aber lesen lohnt sich! Viel Spaß dabei!


Mixing und Mastering im Produktionsablauf

In der Musikproduktion sind Mixing und Mastering die beiden Prozesse, die nach dem Recording bzw. Producing stattfinden (Post Produktion). Hieraus ergibt sich schon ein wesentlicher Unterschied:

Nach der Aufnahme oder Programmierung der Instrumente während des Recordings werden die vorliegenden Einzelspuren beim Mixing zu einer Stereospur zusammengefasst. Der Mixing Engineer prägt in seiner Rolle sehr stark den finalen Klang eines Musiktitels. Der Mastering Engineer bearbeitet dann nur noch das fertig gemischte Stereofile, nicht mehr die Einzelspuren. Er kann den Klang einer Abmischung nur optimieren, nicht mehr verändern. Stellt er z.B. fest, dass die Bassgitarre zu laut ist, muss er u.U. den Mixing Engineer bitten, ihren Pegel im Mix zu reduzieren und ihm ein neues Stereofile zuzusenden.


Die unterschiedlichen Zielsetzungen

Das Ziel beim Mixing

Ziel des Mixings ist es, die Einzelspuren zu einem homogenen Gesamtbild zusammenzufügen. Der Mixing Engineer soll vor allem die Emotionen eines Songs und die Vision der Künstlerin herausarbeiten. Neben den notwendigen technischen Bearbeitungsschritten hat man beim Abmischen auch viele kreative Möglichkeiten, den Sound des Künstlers zu formen. 

Das Ziel beim Mastering

Ziel des Masterings eines Titels ist, dass der Song einen ausgewogenen Frequenzgang, eine passende Lautstärke und eine angemessene Dynamik aufweist. Das alles dient dazu, dass der Song sich auf möglichst vielen Wiedergabegeräten und im Vergleich zu anderen Produktionen im jeweiligen Musikgenre gut anhört. Von der HiFi Anlage bis zu den Earpods. Beim Mastern einer EP oder eines Albums stellt der Mastering Engineer außerdem sicher, dass die Songs auch im Verhältnis zueinander angeglichen sind. Also, dass alle Songs eine ähnliche Lautstärke, einen ähnlichen Frequenzgang und eine verhältnismäßig ähnliche Dynamik aufweisen.


Die verschiedenen Tools

Tools beim Mixing

Der Mixing Engineer sorgt dafür, dass sich alle Instrumente gut anhören, wenn sie zusammen spielen. Die Anzahl der Einzelspuren reicht von vier Spuren bei einer Singer-Songwriter Aufnahme bis hin zu über 100 Spuren bei einer Pop-Produktion. Um jeden Instrument einen Platz im Mix zuzuordnen, bearbeitet ein Mixing Engineer die Einzelspuren in diesen 6 Schritten:

  1. Lautstärke
    
Er stellt die Lautstärke der Instrumente zueinander passend ein. Wichtigere Elemente werden etwas lauter gemischt, unwichtigere Begleitinstrumente leiser. Welche Elemente wichtig sind, kann im Laufe eines Songs variieren. Z.B. Vocals, Instrumental-Thema, Leadgitarrensolo.
  2. Panning
    
Er verteilt die Instrumente im Stereopanorama. Beim Abmischen in Stereo ist es üblich, die Instrumente angelehnt an eine Band auf einer echten Bühne zu verteilen. Und auf einer echten Bühne stehen die Bandmitglieder ja nicht alle hintereinander  in der Mitte (mono) oder eng beieinander auf einem Fleck. Ein klassisches Beispiel dafür ist das Panning zweier Gitarren: eine nach links und die zweite nach rechts im Stereobild.
  3. EQing
    
Er bearbeitet den Frequenzgang der Einzelspuren, damit sich die einzelnen Instrumente so wenig wie möglich gegenseitig überdecken.
  4. Dynamik
    
Er bearbeitet die Dynamik der Instrumente.
  5. Räumlichkeit

    Er schafft eine dreidimensionale Räumlichkeit durch den Einsatz von Halleffekten und Delays. 
  6. Effekte
    
Er setzt kreative Akzente durch den Einsatz von Effekten, z.B: Modulation oder Verzerrung.

Eine umfangreichere Beschreibung dieser Schritte kannst Du hier nachlesen: Was ist Mixing?

 

Ein Mixing Engineer verformt den Klang der Einzelspuren teilweise sehr stark, damit sich am Ende ein stimmiges und gut klingendes Gesamtbild ergibt. Je mehr Einzelspuren eine Produktion aufweist, desto mehr Frequenzen müssen bei den einzelnen Instrumenten weggeschnitten werden, damit sie sich im Mix nicht in die Quere kommen. Die modernen Hörgewohnheiten verlangen abhängig vom Musikgenre auch eine recht starke Einschränkung der Dynamik (=Lautstärkeschwankungen) der einzelnen Instrumente oder Instrumentengruppen. EQ Cuts oder Boosts von 12dB, Gainreductions im selben Maß oder LoCut-Filter bis hoch zu 300Hz sind beim Abmischen tatsächlich keine Seltenheit.

 

Der Spannungsbogen beim Abmischen

Außerdem erzeugt ein Mixing Enginner einen Spannungsbogen durch den Song hinweg, so dass der Hörer gefesselt bleibt. Das geschieht zum Beispiel durch Automation. So werden z.B. an verschiedenen Stellen im Song verschiedene Instrumente in der Lautstärke kurz hervorgehoben, oder der Chorus wird insgesamt etwas lauter gemischt als der Verse, oder die Vocals bekommen im Chorus mehr Effekte als in den Strophen, etc. Einen Spannungsborgen im Mix erreicht man aber auch dadurch, dass man einzelne Instrumente an veschiedenen Stellen im Song muted, um einen Kontrast zum folgenden Sogabschnitt oder zwischen Strophe 1 und Strophe 2 zu schaffen.

Tools beim Mastering

Der Mastering Engineer korrigiert und verbessert den Gesamtklang einer fertigen Mischung. Dabei bedient er sich folgender Tools:

  1. Basic Tools
    
Die drei Basic Tools beim Mastern sind EQ, Kompressor und Limiter. Mit diesen Tools „poliert“ ein Mastering Engineer den vorliegenden Stereomix nur noch. Im Gegensatz zum Mixing können beim Mastering schon minimale Eingriffe von z.B. 0,5dB ausreichend sein, um einem Mix den nötigen Bass zu verleihen oder den unteren Mittenberich zu entmulmen.
  2. Repair Tools
    Ein weiteres, sehr wichtiges Mastering-Werkzeug sind Repair-Tools wie Denoiser oder DeClicker, mit denen übermäßiges Rauschen oder störende Klicks entfernt werden.
  3. Enhance Tools
    
Rein digitale Produktionen klingen oft etwas flach und zweidimensional. Mit ein paaar vintage Elementen, wie z.B. Bandsättigung, Röhrenoverdrive oder Transistoren kann man im Mastering etwas analoge Wärme und Lebendigkeit hinzufügen und den Mix dreidimensionaler klingen lassen.

  4. Metering Tools
    
Natürlich ist beim Mastering der Einsatz von Analyzern für den Frequenzgang, die Lautstärke und die Stereokompatibilität sehr wichtig. Nur so kann ein Mastering Engineer garantieren, dass er ein technisch einwandfreies File abliefert, das z.B. nicht clippt.

Eine umfangreichere Beschreibung dieser Schritte kannst Du hier nachlesen: Was ist Mastering?

 

Der Spannungsbogen im Mastering

Sorgt der Mixing Engineer für einen Spannungsbogen innerhalb des Songs, kann der Mastering Engineer den Spannungsbogen über eine EP oder ein Album hinweg mitgestalten. Dieser große Spannungsbogen wird im Wesentlichen schon vor dem Mastering durch die Festlegung der Reihenfolge der Songs durch den Künstler gespannt. Beim Mastering kann man nun z.B. darauf achten, eine Ballade, die dem Hörer als Entspannugsmoment dienen soll, etwas leiser zu mastern als den lauten Auf-die-Mütze-Track davor. Oder den Einstieg des Tracks nach der Ballade sehr laut knallen lassen, um den Hörer wieder wachzurütteln ;-)


Was ist wichtiger - Mixing oder Mastering?

Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten, da Mixing und Mastering zwei aufeinander aufbauende Schritte sind. Mixing kommt vor dem Mastering und prägt den Sound eines Songs maßgeblich. Grundsätzlich gilt: je besser der Mix, desto weniger braucht es ein zusätzliches Mastering (zugegeben etwas salopp formuliert). Einen schlechten Mix hingegegen kann auch ein noch so tolles Mastering nicht retten. So gesehen ist das Mixing „wichtiger“ als das Mastering. Allerdings wirst Du mit etwas Hörerfahrung schnell identifizieren können, welche Tracks gut gemischt UND ordentlich gemastert wurden. Sie klingen einfach in jeder Hinsicht professioneller.

Aber nehmen wir mal hypothetisch an, Du produzierst Musik und hast ein Budget, das Du nur entweder für Mixing oder für Mastering ausgeben möchtest. Dann gibt es folgende denkbaren Szenarien:

Produktion einer Single

Du produzierst eine Single, hast Erfahrung im Abmischen und ein paar gute Referenzboxen in einem akustisch optimierten Raum. In dem Fall macht es Sinn, den Song selbst zu mischen und dafür etwas mehr Geld in ein ordentliches, externes Mastering zu investieren. Jeder Mastering Engineer gibt Dir auch erstmal Mix-Feedback, so dass Du gröbere „Mixingfehler“ noch vor dem Mastering korrigieren kannst. Außerdem gibt es die Möglichkeit des Stem-Masterings, bei dem Du Deinen Mix in Subgruppen exportierst, z.B. Drums, Bass, Instrumente, Vocals. So hat der Mastering Engineer etwas mehr Möglichkeiten, in den Mix einzugreifen.

 

Hast Du keine Erfahrung im Abmischen oder das Gefühl, Du kannst Dich auf Deine Boxen und Deinen Raum nicht verlassen, lohnt es sich, die Single extern professionell abmischen zu lassen. Auch ein Mixing-Engineer kann am Ende einen Mastering-Limiter und ggf. weitere Mastering Tools einschleifen und den Mix pseudo-mastern.

Produktion einer EP oder eines Albums

Für die Produktion einer EP oder eines Albums gilt Gleiches wie für die Produktion einer Single. Allerdings kommt hier eine weitere Komponente des Mastering zum Tragen: das Angleichen der einzelnen Songs untereinander, so dass ein konsistenter Höreindruck durch das Album hinweg entsteht. Schon allein das ist ein externes Mastering wert.

Fazit

Also: Für einen Release lieber das Mixing in externe Hände geben und zur Not am Mastering sparen. Falls Du Deine Tracks selbst (im Homerecording-Studio) mischst, lohnt sich ein professionelles Mastering auf jeden Fall. Da kann man schon noch einiges rausholen. Du hast das Budget für ein professionelles Mixing UND Mastering? Noch besser!


Hey, prima - Du hast den Artikel bis zum Ende durchgelesen! Ich hoffe, ich konnte Dir die Unterschiede zwischen Mixing und Mastering etwas verdeutlichen. Falls Du dazu noch Fragen hast  oder auf der Suche nach einem Mixing oder Mastering Engineer bist, melde Dich bei mir!


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