Beim Mastering wird das Stereofile einer fertigen Abmischung nochmal hinsichtlich des Frequenzgangs, der Dynamik und der Lautheit überprüft und ggf. bearbeitet. Der fertig gemasterte Song soll sich auf den unterschiedlichsten Endgeräten gleich gut anhören. Beim Mastern einer EP oder eines Albums werden die einzelnen Songs auch noch untereinander angeglichen, damit das Album als Ganzes homogen klingt.
Danach wird das fertige Master im korrekten Format für das jeweilige Wiedergabemedium ausgespielt und z.B. an das Presswerk oder den Digitalen Vertrieb gesendet.
Folgende Bearbeitungen sind im Mastering üblich (NICHT in dieser Reihenfolge):
Ein sehr wichtiger Schritt im Mastering ist die Entfernung von Störgeräuschen, z.B. von Knacksern, Netzbrummen oder übermäßigem Rauschen. Das muss unbedingt zu aller erst stattfinden, da die Störgeräusche sonst in der späteren Bearbeitung immer lauter und somit deutlich hörbarer werden würden. Oftmals sind kleine Knackser in der Mix-Umgebung gar nicht wahrnehmbar, sondern treten erst auf Hi-End-Mastering-Boxen in Erscheinung.
Mastering kann mitunter bedeuten, dass der vorliegende Song so perfekt gemischt ist, dass der Mastering-Engineer gar nicht korrigierend eingreifen muss. Trotzdem kommt ein sogenannter Brickwall-Limiter eigentlich immer zum Einsatz. Ein Brickwall-Limiter verhindert, dass die Pegelspitzen die digitale Obergrenze von 0 dBFS überschreiten, was zu unangenehmen digitalen Verzerrungen führen würde. Beim Mastering für Streamingdienste werden die Limiter sogar auf -1 dBFS bis -2 dBFS reduziert, da bei der Wandlung zu mp3 oder anderen verlustbehafteten Formaten neue Pegelspitzen entstehen können.
Ein Equalizer ist DAS Mastering Tool überhaupt. Zum einen wird mit dem Equalizer ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bässen, Mitten und Höhen hergestellt, zum anderen werden störende Frequenzen abgesenkt. Mit dem Equalizer kann ein Mastering-Engineer auch (begrenzt) in die Mischung eingreifen, indem er z.B. durch die Anhebung der Vocal-typischen Frequenzen die Stimme im Mix etwas nach vorne holt. Mit einem Equalizer kann man im Mastering auch die Stereobreite beeinflussen, indem man z.B. die Höhen in den Seitensignalen etwas anhebt. Für jede dieser Aufgaben gibt es veschiedene Equalizer, die dafür besser oder schlechter geeignet sind. So findet man in Masteringstudios oftmals bis zu vier oder fünf verschiedene EQs im Rack, plus mehrere EQ-Plugins verschiedener Hersteller.
Ein weiterer beliebter Schritt im Mastering ist die Kompression, also die Einschränkung des vorhandenen Dynamikumfangs. Dadurch wirkt ein Mix bzw. das fertige Master druckvoller und homogener. Im Gegensatz zum Mixing, wo man einzelne Signale auch mal um -12 dB reduziert, gilt im Mastering die Devise „Weniger ist mehr“. Oft reicht schon eine Kompression von - 0.5 dB aus, um dem Mix den zusätzlich nötigen „Glue“ zu verleihen. Es gibt Mastering-Kompressoren, die arbeiten so clean und transparent, dass man sie gar „nicht hört“. Andere Kompressoren werden bewusst zur Klangfärbung genutzt, z.B. Röhren-Kompressoren.
Vor allem in der modernen, elektronischen Musik wird gerne mit einem Multibandkompressor gearbeitet. Ein Multibandkompressor funktioniert genauso wie ein (Singleband-)Kompressor, außer dass man die verschiedenen Frequenzbereiche getrennt voneinander komprimieren kann. Das kann z.B. beim Mastering von EDM wichtig sein, um den Bassbereich unter Kontrolle zu kriegen. Oder, um laute Pegelspitzen einer Stimme etwas einzufangen. Bei dem Thema „Multibandkompression“ scheiden sich die Mastering-Geister: Für die einen ist es ein NoGo, da es durch die Aufteilung in verschiedene Frequenzbänder zu Phasenverschiebungen u.a. kommen kann, die anderen schwören drauf.
Im Mastering kann man auch die Stereobreite eines Mixes beeinflussen. In der Regel wird sie eher verbreitert, was dem Mix mehr Größe verleiht. Man kann sie aber umgekehrt auch verschmälern. Z.B. dann, wenn die Drums und die Vocals in der Stereomitte etwas zu leise gemischt sind. Bei bassintensiver Musik, die auch in Clubs abgespielt werden soll, wird die Stereobreite des (Sub-)Bass-Bereichs üblicherweise auf 0 reduziert, was einem Monosignal entspricht. So vermeidet man Phasenprobleme im Bass, die zu Auslöschungen oder Pegelsprüngen führen können. Beides will man nicht auf einer Club-PA.
Digitale Musik-Produktionen wirken oft etwas flach und zweidimensional. Ihnen kann man durch Saturation etwas Leben einhauchen. Saturation mischt dem Orginalsignal Obertöne hinzu und wirkt komprimierend (Saturation = Sättigung). Bekanntester Vertreter ist die Bandsättigung, die das Sättigungsverhalten alter analoger Bandmaschinen simuliert. Aber auch Röhren und Transformatoren führen oft schon zu einer angenehmen Verdichtung und Verschönerung des Signals, ohne dass mit einem Equalizer oder Kompressor gearbeitet werden muss.
Die bis hierhin beschriebenen Tools sind die Standard-Tools im Mastering. Darüber hinaus sind natürlich noch viele weitere Bearbeitungen möglich und manchmal auch nötig. Z.B. DeEssing, Dynamisches EQing, Exciting, Automation… Und manchmal muss man beim Mastering auch um die Ecke denken: Ich hatte mal einen Dance-Mix zu mastern, bei dem die Hihat sehr laut nach rechts gemischt war. Auf der linken Seite fehlte ein Pendant zur Hihat in den Höhen. Also habe ich nur dem linken Kanal mit einem Exciter (ziemlich viele) Höhen dazugegeben.
Ist ein Song oder ein Album fertig gemastert, muss es noch im korrekten Format ausgespielt werden. Hierbei gibt es für jedes Medium bestimmte Anforderung bzgl. Dateiformat, Lautstärke, Spitzenpegel, etc. Insbesondere die Entwicklung der Streamingdienste wie Spotify, Apple Music oder YouTube ist für uns Mastering Engineers interessant: Entgegen des "Loudness Wars" im CD-Mastering haben die Streamingdienst-Anbieter begonnen, die Lautheit aller Musikstücke anzugleichen. Und zwar auf ein Level, dass bis zu 6dB unter der Lautstärke einer CD liegt. Dadurch entsteht (endlich) wieder mehr Raum für Dynamik und Natürlichkeit im Mix und Master.
In der Einleitung sprach ich von einem "Stereofile einer fertigen Mischung". Eine Variation ist das sogenannte Stem-Mastering, bei dem nicht nur ein Stereofile, sondern mehrere Stereo-Stems (= Subgruppen) angeliefert und gemastert werden. Stems können z.B. sein: Drums, Bass, Instrumente und Vocals. Dadurch hat der Mastering-Engineer noch mehr Eingriffsmöglichkeiten, lässt sich das in der Regel aber auch bezahlen.
Mit Aufkommen des Internets etablierten sich auch Online Mastering Services. Das bedeutete erstmal nur, dass Musiker oder Produzenten Ihre Tracks per Upload an ein Studio Ihrer Wahl irgendwo auf der Welt senden konnten. Vor wenigen Jahren jedoch erschien eine neue Gattung von Online Mastering Services: Webseiten, die Songs mit einem Algorithmus softwarebasiert und automatisiert mastern. Jeder kann seine Songs hochladen, verschiedene Parameter vorgeben, z.B. den Grad an Kompression, oder das Musikgenre, und Sekunden später das gemasterte Audiofile wieder herunterladen. Beispiele hierfür sind LANDR oder eMastered.
Ich hoffe, ich konnte Dir einen kleinen Einblick in das Thema Mastering geben. Falls Du auf der Suche nach einem Mastering-Engineer für Deine Tracks bist, melde Dich bei mir!
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